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AutorenbildDanny Kirseck

Private oder gesetzliche Krankenversicherung für Ärzte? Die Vor- und Nachteile im Überblick

Die Wahl der richtigen Krankenversicherung ist für viele Berufstätige eine zentrale Entscheidung, doch für Ärzte gelten hier einige spezielle Regelungen. Neben den allgemeinen Unterschieden zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV) bringt der Arztberuf Besonderheiten mit sich, die diese Entscheidung zusätzlich beeinflussen. Ein wesentlicher Punkt ist die Zugehörigkeit zum Versorgungswerk, das für Ärzte in den meisten Bundesländern die Mitgliedschaft in der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ersetzt. Dies hat Auswirkungen auf die Beitragsberechnung in der GKV und die Absicherung im Alter, die viele Mediziner bei der PKV oft vorteilhafter gestalten können.


In diesem Artikel gebe ich dir einen umfassenden Überblick über die Vor- und Nachteile der GKV und PKV, wie diese speziell für Ärzte ins Gewicht fallen und welche langfristigen Überlegungen zu beachten sind.




1. Warum Ärzte nicht in der Deutschen Rentenversicherung (DRV) versichert sind


Zunächst fragst du dich vielleicht was die deutsche Rentenversicherung mit der Krankenversicherung zu tun hat. Guter Punkt! Dazu kommen wir gleich.


Für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland ist die Absicherung im Alter durch ein berufsständisches Versorgungswerk geregelt. Diese Versorgungswerke übernehmen für Ärzte eine ähnliche Funktion wie die DRV für andere Berufsgruppen. Das bedeutet:

Keine Mitgliedschaft in der DRV: Ärzte sind in der Regel nicht in der DRV pflichtversichert und haben somit keinen Anspruch auf Leistungen wie die gesetzliche Altersrente oder die Krankenversicherung der Rentner (KVdR).

Versorgung über das Versorgungswerk: Stattdessen leisten Ärzte während ihrer Berufstätigkeit Beiträge an das jeweilige Versorgungswerk, das eine eigenständige Alters- und Invaliditätsvorsorge bietet.


Die Nicht-Mitgliedschaft in der DRV bedeutet für Ärzte, dass sie im Rentenalter meist keinen Zugang zur Krankenversicherung der Rentner (KVdR) haben, durch die Rentner in der GKV bezuschusste Beiträge erhalten. Ärzte, die sich dennoch für die GKV entscheiden, müssen daher im Alter in den meisten Fällen mit einem hohen Beitrag ohne KVdR-Zuschuss rechnen, da dieser nur für Mitglieder in der deutschen Rentenversicherung vorbehalten ist.


2. Vor- und Nachteile der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Ärzte


Vorteile der GKV


1. Einkommensabhängige Beiträge: In der GKV richtet sich der Beitrag prozentual nach dem Einkommen bis zur Beitragsbemessungsgrenze (2024: 5.450 € monatlich). Für Berufseinsteiger:innen und Ärzt:innen in Teilzeit kann dies günstiger sein als eine PKV mit Altersrückstellungen.


2. Familienversicherung: Ein bedeutender Vorteil der GKV ist die beitragsfreie Familienversicherung, durch die Ehepartner:innen und Kinder ohne eigenes Einkommen mitversichert sind.


3. Standardisierte Leistungen: Die GKV bietet eine umfassende Grundversorgung ohne große Schwankungen bei den Leistungen. Diese Standardisierung kann eine stabile und verlässliche Basisversorgung sein.


Nachteile der GKV für Ärzte


1. Kein Anspruch auf die KVdR im Rentenalter: Da Ärzte in der Regel nicht in der DRV, sondern im Versorgungswerk versichert sind, entfällt der Anspruch auf die KVdR. Sie müssen ihre GKV-Beiträge im Alter in der Regel ohne Zuschuss selbst tragen, was zu einem erheblich höheren Beitrag führen kann.


2. Beitragsberechnung auf Grundlage des Gesamteinkommens: Die Beiträge zur GKV werden nicht nur auf das Gehalt, sondern auch auf Renten- und Nebeneinkünfte erhoben. Ohne KVdR-Zuschuss bedeutet dies oft, dass Ärzte im Alter den vollen Höchstbeitrag zahlen.


3. Keine individuellen Wahlleistungen: Im Gegensatz zur PKV bietet die GKV keine individuell wählbaren Leistungspakete wie Chefarztbehandlung oder Einbettzimmer an. Für Ärzte, die spezifische Zusatzleistungen wünschen, entstehen zusätzliche Kosten für Zusatzversicherungen.

3. Beitragsvergleich GKV vs. PKV für Ärzte (2024) ohne KVdR-Zuschuss


Um den Unterschied der Beitragslast im Alter zu verdeutlichen, zeigt die folgende Tabelle eine beispielhafte Beitragsberechnung für Ärzte ohne KVdR-Zuschuss, die im Ruhestand weiter in der GKV versichert sind, und vergleicht dies mit der typischen PKV für Ärzte, die Altersrückstellungen aufbauen:


Einkommen im Alter mtl.

Beitrag ohne KVdR-Zuschuss (Gesetzlich versichert)

Beitrag in der Privaten Krankenversicherung mit BET

3.000 €

ca. 550 €

0 - 200 €

5.000 €

ca. 900 €

0 - 200€

(Anmerkung: Die dargestellten Werte sind ungefähre Annahmen, die sich je nach Tarif und Anbieter variieren können.)


Hier ist ebenfalls zu berückstichtigen das die dargestellten Werte der gesetzlichen Krankenversicherung keine Beitragserhöhungen in der Zukunft beinhalten. Es ist auch in Zukunft in der GKV mit steigenden Beiträgen zu rechnen welche dann im Rentenalter nicht signifkant weniger werden.


4. Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung (PKV) für Ärzte


Vorteile der PKV


1. Beitragsstabilität im Alter durch Altersrückstellungen und Beitragsentlastungstarife (BET): In der PKV haben Ärzte die Möglichkeit, frühzeitig Altersrückstellungen aufzubauen und spezielle Beitragsentlastungstarife (BET) abzuschließen. Dadurch können die PKV-Beiträge im Ruhestand oft auf ein Minimum reduziert werden, bis hin zu Null.


2. Individuelle Leistungsauswahl und Zusatzleistungen: Anders als in der GKV können PKV-Mitglieder ihre Leistungen individuell auswählen, z.B. durch Wahlleistungen wie Chefarztbehandlung, Einbettzimmer und umfassendere Zahnleistungen. Besonders für Ärzte, die spezifische Bedürfnisse haben, ist die PKV daher eine flexible Option.


3. Unabhängigkeit von Einkommensentwicklung: Die Beiträge in der PKV basieren auf Alter und Gesundheitszustand beim Eintritt und ändern sich nicht mit steigenden Einkommen. Dies kann besonders für Ärzte mit hohem Einkommen im Laufe des Berufslebens einen Vorteil darstellen, da die Kosten im Verhältnis zum Einkommen langfristig niedriger ausfallen können.


Nachteile der PKV für Ärzte


1. Beitragsberechnung auf Basis des Gesundheitszustands und Alters: Die PKV erfordert eine Gesundheitsprüfung beim Eintritt, und Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen oder Ausschlüssen führen. Für Ärzte mit Vorerkrankungen kann dies eine Hürde darstellen.


2. Keine kostenfreie Familienversicherung: Anders als die GKV bietet die PKV keine beitragsfreie Familienversicherung. Für Ehepartner:innen und Kinder muss jeweils eine eigene Versicherung abgeschlossen werden, was zu höheren Kosten führen kann.


3. Eingeschränkter Wechsel in die GKV im Alter: Ein Wechsel zurück in die GKV ist für Ärzte in der PKV im Alter meist schwierig, sodass die PKV konzeptionell gut aufgestellt sein sollte - siehe z.B. Beitragsentlastung im Alter weiter oben.


5. Beitragsentwicklung GKV vs. PKV im Alter


Die folgende Grafik verdeutlicht die Beitragsentwicklung der GKV und PKV im Alter und zeigt, wie Altersrückstellungen und Beitragsentlastungstarife (BET) in der PKV die Kosten stabilisieren können:


Beitragsverlauf GKV ohne KVdR: Der Beitrag steigt im Alter kontinuierlich und bleibt auch im Ruhestand hoch, da keine KVdR-Zuschüsse gewährt werden.





Beitragsverlauf PKV mit Altersrückstellungen und BET: Die Rückstellungen und BET reduzieren den PKV-Beitrag im Alter stark, oft bis auf null, sodass der Beitrag deutlich stabiler bleibt als in der GKV.




Zusammenfassung und Fazit


Die Wahl zwischen GKV und PKV ist für Ärzte besonders komplex, da sie aufgrund der Mitgliedschaft im Versorgungswerk nicht von der KVdR profitieren können. Die PKV bietet hier besondere Vorteile, insbesondere im Alter durch Beitragsstabilität und individuelle Leistungswahl. Die GKV kann für junge Ärzte in Teilzeit oder mit geringem Einkommen dennoch eine kostengünstige Option sein, doch langfristig ist sie für viele Ärzte aufgrund der hohen Altersbeiträge weniger attraktiv. Eine Entscheidung für die PKV kann daher für Ärzte, die im Erwerbsleben hohe Altersrückstellungen aufbauen, eine gute und stabile Wahl darstellen.


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